3. Mai 2022 | Spiritualität

Telepathie, und nun? Die Siddhis

Wenn man im spirituellen Bereich oder wie manche sagen – in der Spiri-Szene unterwegs ist, so ist man nicht davor gefeit, Menschen zu begegnen, die vielleicht mehr wahrnehmen können als die materielle Welt, die uns umgibt. Ich spreche von Siddhis, den übersinnlichen Special-Features, die sich einstellen, wenn man lange genug an sich selbst und seinen Themen gearbeitet hat, wenn man über viele Jahre spirituelle Praktiken wie Energiearbeit oder Meditation gemacht hat.

Was sind Siddhis?

Das Wort Siddhi stammt aus dem Indischen, aus dem Sanskrit und heißt übersetzt u.a. Vollendung, das Erreichen besonderer Fähigkeiten. Damit ist gemeint, dass man Zugang zum Wissen auf verschiedenen Ebene bekommt. Ein Yogi kann verschiedene Siddhis erlangen und mit diesem Wissen und den Fähigkeiten arbeiten. Er kann die Kräfte nach seinem Willen einsetzen. Im Patanjalis Yogasutra (Buch) werden verschiedene Siddhis benannt. Siddhis werden in große und kleine Siddhis unterteilt. Demnach gibt es folgende:

Die 8 großen Siddhis

  • Animan: Die Fähigkeit, in seiner Gestalt ganz klein zu werden
  • Mahiman: Die Fähigkeit, in seiner Gestalt ganz groß zu werden
  • Gariman: Die Fähigkeit, sehr schwer zu werden
  • Laghiman: Die Fähigkeit, sehr leicht zu werden
  • Prapti: Die Fähigkeit, alle Wünsche zu verwirklichen
  • Prakamya: Unwiderstehlicher Wille
  • Ishitva: Große Vornehmheit
  • Vashitva: Beherrschung aller Dinge

Es geht um die Beherrschung der Sinne und Prana (Lebensenergie). Es geht um die Ausgeglichenheit des Geistes, der Konzentration und der völligen Hingabe an Gott. Die 8 großen Siddhis zusammen mit den 10 Siddhis, die den Gunas angehören und den 5 kleineren Siddhis stellen die höchste Stufe der Vollendung dar, die ein Yogi erreichen kann. Die 8 großen Siddhis gehören laut Sri Krishna zu ihm, sind ein Bestandteil seiner Göttlichen Existenz und in der Regel dem Ishwara (Gott) vorbehalten. Die 10 weiteren Siddhis, sowie die kleinen Siddhis hängen mit den Sinnen zusammen und sind für Yogis leichter zu erlangen. Diese weiteren 10 Siddhis gehören dem Bereich der Gunas an. Das Wort Guna kommt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie Eigenschaft, Qualität.

Die 3 Gunas

  • Sattva: Die höchste der 3 Gunas. Die höchste Qualität, die ein Mensch erreichen kann. Sattva ist die vollkommene Einheit zwischen Mensch und Gott. Sattva ist innerer Frieden. Sattva ist Reinheit und Klarheit, Güte und Harmonie in einem. Jemand, der Sattva erreicht hat, ruht ganz und gar in sich selbst. Nichts kann ihn aus dieser Ruhe bringen, denn er weiß um die Illusion des Ego und hat für sich diese voll und ganz abgelegt.
  • Rajas: Energie in Bewegung. Rajas meint unsere Leidenschaften, unsere Triebe und unseren Drang. Rajas ist die Kraft, die uns im Leben aktiv macht, die uns für die Dinge des Lebens begeistert. Rajas lässt uns sehr lebendig fühlen. Rajas kann uns ebenfalls in die Abhängigkeit von materiellen Dingen führen. Die Rajas Qualität braucht immer einen Ausgleich, einen Gegenpol, der dafür sorgt, dass diese Energie nicht dominiert. Sie ist Yang-lastig und braucht das Yin als Ausgleich.
  • Tamas: Die Trägheit, die Schwere, die Dunkelheit. Tamas besteht aus Täuschungen und löst Verwirrung aus. Verwirrung in dem Sinne, dass wir das Lichtvolle nicht mehr sehen können, uns in die andere Richtung bewegen. Tamas bremst die Energie von Rajas aus.

Die 10 Siddhis

  • Anurmimattvam: die Freiheit von Hunger und Durst
  • Durashravana: Hellhören
  • Duradarshana: Hellsehen
  • Manojava: die Fähigkeit, sehr schnell zu sein
  • Kamarupa: die Fähigkeit, jede Gestalt anzunehmen
  • Parakaya Pravesham: die Fähigkeit, in den Körper eines anderen einzutreten
  • Svachanda Mrityu: die Fähigkeit, den Todeszeitpunkt selbst bestimmen zu können
  • Devanam Saha Krida Anudarshanam: an den Freuden der Götter/Engelswesen teilzuhaben zu können
  • Yathasankalpa Samsiddhi: alles zu bekommen, was man möchte
  • Ajnapratihata Gati: ungehindert über alles zu gebieten zu können

5 weitere kleine Siddhis

  • Trikala Jnana: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu kennen
  • Advandva: Extreme wie Hitze und Kälte auszuhalten
  • Parachittajnana: Gedanken lesen können
  • Agni Arka Ambu Visha Adinam Pratishtambhah: Feuer, Wasser, Glut, Gift etc. unwirksam zu machen
  • Aparajaya: Unbesiegbarkeit

Wenn du tiefer in dieses Thema eintauchen möchtest, empfehle ich dir das Buch Patanjalis Yogasutra oder auch diese Wiki Seite von Yoga-Vidya.

Was mich beschäftigt, ist die Frage ob die Anwendung von Siddhis bei jemanden, der davon nichts weiß in Ordnung ist. Zum Beispiel war ich mal vor einigen Jahren zu einem Reiki Lehrer gegangen und dieser hat mich gelesen wie ein Buch. Er wusste um meine Zukunft, wusste, was mich zu der Zeit innerlich beschäftigte, wusste von meinen Gedanken und Gefühlen. Das war mir erst später nach dem Gespräch aufgefallen, weil mir doch einiges strange vorkam. Jedenfalls habe ich damals diesem Lehrer sehr viel Wut entgegengebracht. Das war für mich ganz und gar nicht in Ordnung. Das ist jetzt 7 Jahre her.

Natürlich ist es so, dass wir alle miteinander verbunden sind, und dass sich die Seele genau den richtigen Zeitpunkt aussucht um bei genau dem richtigen Menschen zu landen. Genau da. Genau dort. Genau der richtige Zeitpunkt, genau der richtige Mensch, um einen weiter zu bringen. Ich weiß nicht, ob man die Menschen vorher darüber aufklären sollte, ihnen sagen sollte, dass man eben telepathische Fähigkeiten hat damit sie wissen worauf sie sich einlassen. Nicht jeder denkt sich seinen Teil. Ich weiß nicht. Natürlich kann man sagen, auf einer anderen Ebene hast du dem zugestimmt. Du hast dein GO gegeben, sonst wärest du nicht da. Der Lehrer tritt in Erscheinung, wenn der Schüler dafür bereit ist.

Ego und Siddhis

Klar kann man jetzt sagen, du bist im Ego. Das Ego will sich abgrenzen. Und ja, derzeit bin ich das. Für mich stellt sich die Frage: Wie weit geht die Privatsphäre eines jeden einzelnen? Wann darf man eingreifen? Wenn es demjenigen Heilung bringt? Heilung heiligt alle Mittel? In letzter Zeit ist mir erneut jemand begegnet, bei dem ich nicht mit Special sonder Features gerechnet hätte. Ja, es ist zur Heilung gekommen, sehr schnell und sehr effektiv. Meine Gefühle wurden im Schleudergang durch geschleudert, nur um mir meine Projektionen, Wünsche und Bedürfnisse aufzuzeigen.

Es geht darum, sich zu öffnen, sich fallen zu lassen, sich mit allem zu zeigen wer und was man ist. Es ist schwierig, wenn das Ego sich einem in den Weg stellt. Das Ego fühlt sich bedroht in seiner Abgrenzung zum anderen. Es bedarf einer vollkommenen Öffnung auf allen Ebenen.

Vielleicht ist es auch ganz spannend, mit jemandem befreundet zu sein, der solche Fähigkeiten hat. Wenn man sich darauf einlässt sicherlich. Es erfordert bisschen Mut, natürlich Vertrauen und ganz viel Offenheit. Menschen, die ihre Siddhis zum Wohle der anderen einbringen, bringen den Menschen viel Heilsames. Lassen wir uns darauf ein, so kann etwas in Bewegung geraten. Wir werden mit unseren Blockaden konfrontiert und können hinschauen, weswegen wir (noch) nicht bereit sind, uns in ein solches Abenteuer zu begeben, uns darauf einzulassen. Es macht was mit einem, diese ganze Siddhi Geschichte. Doch das Leben ist ein Wunder an sich, voller Möglichkeiten und voller Faszination.

Das Ziel der spirituellen Praxis sollten nicht die besonderen Fähigkeiten sein. Das Ziel ist immer die Einheit mit Gott. Siddhis stellen sich nach einiger Zeit der regelmäßigen spirituellen Praxis ein, weil diese Fähigkeiten in der geistigen Welt eh schon haben und wenn wir uns mit ihr mehr und mehr verbinden, so stellen sie sich wieder ein. Wir werden feinfühliger und empfänglicher für die Schwingungen, die mentalen, sowie die emotionalen. Eine Versteifung auf die Siddhis bremst die spirituelle Entwicklung und fördert das Ego.

Siddhis zeigen uns, was möglich ist. Es ist ein kleiner Ausschnitt dessen, was möglich ist. Sie können eingesetzt werden, um anderen Menschen zu helfen. Ich bin gespannt. Auch in meiner Entwicklung geschieht manchmal etwas, was ich in die Kategorie „Übersinnliches“ einsortieren könnte, doch das Universum ist groß. Es wird mir dann immer bewusst wie wenig ich von solchen Dingen in meiner menschlichen Existenz weiß und wie viel es noch zu entdecken gibt auf dieser Reise, die sich Leben nennt.

Die Frage ist immer wofür? Wer wärest du dann, wenn du diese Fähigkeiten hättest? Wofür würdest du sie einsetzen?

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