7. Jan 2022 | Buchempfehlungen

Buchtipp: Autobiographie eines Yogi

Heute stelle ich Dir ein Buch vor, das mich sehr fasziniert und erzähle Dir eine ganz besondere Geschichte, die mit diesem Buch zusammenhängt. Eine kurze und sehr intensive Begegnung zweier Seelen in diesem Leben, die sich vorher noch nie begegnet waren und doch eine wunderbare, starke und herzliche Verbindung spüren. Es geht um meine Begegnung mit einem Menschen, dessen Namen ich nicht kenne und der mich doch stark beeindruckt hat. Dieser Mensch hat mir gezeigt, dass wir alle miteinander verbunden sind, dass es eine Resonanz gibt, dass wir Menschen schnell dabei sind, andere zu bewerten und zu verurteilen. Er war mein Lehrer, der mir binnen kürzester Zeit so viel aufgezeigt hat, sodass ich danach der Meinung war, ich sei einem Geistführer begegnet.

Doch erst einmal zum Buch. Auf meiner spirituellen Suche und meiner persönlichen Sinnsuche im Leben begegnete mir das Buch Autobiographie eines Yogi von Paramahansa Yogananda hin und wieder. Anfangs zuckte ich nur mit der Schulter und ging weiter, ohne es großartig zu beachten. Doch je mehr Spiritualität in meinem Leben Raum bekam, fingen auch spirituelle Praktiken an, mich zu interessieren. Ich kaufte mir das Buch, begann es zu lesen und war einfach nur geflashed. Indien. Dieses Land mit seiner bunten Göttervielfalt übte eh schon seit je her eine Faszination auf mich aus und lud mich regelrecht ein, es zu ergründen. In Autobiographie eines Yogi erzählt Paramahansa Yogananda von seiner Suche nach Gott und seinem spirituellen Weg, seinem Leben. In seinem Leben begegnet Yogananda so einigen Gurus und Meistern, die ihn mit ihrer Weisheit und ihren Fähigkeiten zutiefst beeindrucken und prägen. Besonders die Beziehung zu seinem Guru ist von tiefer Liebe und Dankbarkeit geprägt. Yogananda bringt dem Westen Yoga und bereitet den Nährboden für die spirituelle Ausrichtung im Westen. So wie sein Meister er prophezeit hat ist er das Bindeglied zwischen Ost und West.

Yogananda lehrte und praktizierte Kriya Yoga, eine sehr alte Yoga Richtung, die einen mit dem Göttlichen verbindet und dies über Körper, Geist, sowie den Atem geschieht. Ein tiefer innerer Frieden, den Kriya Yoga mit sich bringt breitet sich aus und unterstützt den Praktizierenden bei seiner spirituellen Entwicklung. Ich war nach dem Lesen des Buches Feuer und Flamme. Indische Meister mit spirituellen Superkräften, den Siddhis, Indien, Yoga und Meditation in einem. Ich wollte das alles auch lernen. Ich suchte nach einer spirituell gesinnten Gemeinschaft, nach einer Ausrichtung nach einer Lehre für die ich mich begeistern konnte. Ich fand in Hamburg ein Kriya Yoga Zentrum. Perfekt! Ich ließ mich in Kriya Yoga einweihen, machte jeden Tag meine Übungen und nahm an den regelmäßigen Kriya Yoga Veranstaltungen teil.

Im Herbst 2016 saß ich eines Tages in der U-Bahn auf dem Weg zu einem Termin. Ich las das besagte Buch von Meister Yoganandaji zum zweiten Mal nach einigen Jahren. Ich hatte zwischen dem ersten Lesen und dem zweiten viele Erfahrungen sammeln dürfen und betrachtete nun die Weisheiten und spirituellen Botschaften des Buches mit einem ganz anderem Verständnis. Manchmal habe ich das Gefühl, ich erkenne Seelen, die mir nahe stehen wieder. Das Gefühl von Freude und Glück überkommt mich in solchen Momenten des Wiedersehens, auch wenn mir diese Menschen noch nie zuvor im Leben begegnet sind. Es ist als würde ich innerlich auf und ab hüpfen und im Geiste denjenigen nur noch umarmen und sein Gesicht mit vielen Küssen bedecken. An diesem Tag war es anders und doch war es von einer tiefgreifenden Wiedersehensfreude begleitet.

Ich sitze also in der Bahn und lese die Autobiographie eines Yogi. Es ist gerade sehr spannend, es geht um das Materialisieren mit Hilfe der astralen Ebene. Eine kleine Gruppe von Männern steigt ein paar Haltestellen weiter ein. Ich habe das Buch relativ weit aufgeschlagen, sodass man das Cover eigentlich nicht gut sehen dürfte. Zwei Jugendliche und ein kleinerer Mann mit zotteligen Haaren, etwa Mitte vierzig, schätze ich, setzen sich auf die hintere Bank, neben mich.

„Das ist Philosophie.“, sagt der Mann zu denen. Er wirkte ein wenig herunter gekommen und roch vielleicht auch nicht ganz so gut. Scheinbar meint er mein Buch. „Philosophie, ja.“, wiederholt er etwas nachdenklich. Da mit der Ankunft dieser Truppe die Lautstärke in der Bahn deutlich angestiegen ist, hoffte ich innerlich, dass sie mich in Ruhe lassen würden und mich beim Lesen nicht weiter stören würden. Ich schnappte neben her deren Gespräch auf. Die beiden Jugendlichen, die neben mir saßen trugen Jogging Anzüge und schienen von einfacherem Gemüt zu sein. Irgendwas mit Gefängnis schnappte ich auf, aber mein Buch fand ich spannender und versuchte, mich nicht von ihrem Gespräch ablenken zu lassen. Die Jugendlichen steigen kurze Zeit später wieder aus.. Als sie draußen sind, steht der Mann sofort von seinem Platz auf und setzt sich schwungvoll neben mich. Er interessiert sich für mein Buch. Ich kenne Menschen, die jetzt aufgestanden und den Waggon gewechselt hätten. Ich blieb sitzen, ein wenig amüsiert und erstaunt. Er konnte das Cover doch nicht gesehen haben, dachte ich wieder verdutzt.

„Was ist das für ein Buch? Das ist doch Philosophie, oder?“
„Ja, im Grunde schon. Es ist eine indische Philosophie. Das ist ein Buch über Yoga.“

Er verstand mich akustisch nicht, wir saßen in einer alten Bahn, die ziemlich rödelte, sodass ich lauter sprechen musste.

„Yoga aus Indien!“ Ich klappte das Buch zu und zeigte ihm das Cover mit dem Portrait von Meister Yogananda.

Ah, ja, ja, Yoga kenne er. Er wollte wissen wovon es handelte. Ich freuete mich, dass er sich für dieses Thema interessierte und war ein wenig perplex, weil sein Aussehen dies absolut nicht vermuten ließ.

„Das Buch handelt von verschiedenen Yogameistern, die durch Yoga Erleuchtung erlangt haben.“ „Ah, ja. Yoga, Indien … Tibet ist da auch. Die höchsten Berge der Erde sind dort.“
„Das stimmt.“, saget ich. Ich lächele ihn an. Das Gespräch scheint sehr interessant zu werden.
„Einen Zentimeter wachsen die jedes Jahr. Einen Zentimeter! Alles durch die tektonische Plattenverschiebung. Das muss man sich mal vorstellen. Und in hundert Jahren sind sie einen Meter höher. Einen Meter! Alles durch die Evolution. Und der Mensch? Was ist der Mensch schon?“
„Tja, soo klein!“, sagte ich während ich meine Hand gen Boden führte und musste lachen. Das Gespräch gefiel mir und ich glaubte bei der Lautstärke hatten alle Fahrgäste etwas davon.
„Ich trete auch auf keine Ameise, auch wenn die noch so winzig ist. Ne!“, der mann neben mir machte eine abwehrende Handbewegung.
„Nein, versuche ich auch zu vermeiden!“, ich stimmte ihm energisch zu.
„Auch die Spinnen, die fange ich alle ein und schmeiß sie raus.“ Hm, na gut, ich nicht, denke ich. Ahimsa, keine Gewalt gegenüber anderen Lebewesen. Das fiel mir manchmal schwer, je nach Insekt, aber es war schon viel besser geworden im Vergleich zu früher.
„Auch das ist Leben, wenn auch so klein, es lebt.“, fuhr er in seiner Erzählung fort. Aus ihm sprach das Göttliche.
„Nur die Fliegen, die haue ich dann tot, wenn sie mich nerven. Klatsch!“, er fuchtelte gut gelaunt mit einer imaginären Fliegenklatsche durch die Luft. Ich schaute ihn leicht vorwurfsvoll aber dennoch gut gelaunt an.
„Ach, die schmeiß ich auch raus.“, sage ich, „Glas drüber, Papier drunter schieben und weg!“, ich lachte, auch innerlich.
„Ja, ist auch Leben, ne?“, sagt er reumütig.
„Ja.“

Innerlich schmiss ich mich weg. Wir konnten noch so einiges voneinander lernen! A-hahaha! Er erzählte weiter:

„Ein Freund von mir, er hat auf dem Bau gearbeitet, er hat auch keiner Fliege was zu Leide tun können, ne!“
„Nein? Und da denkt man so muskelbepackte Typen, denen ist das bestimmt egal.“
„Nee, nee, dem nicht, der war nicht so. Aber auch son Typ, genauso ein muskelbepackter Typ!“
„Ja, da sieht man mal wieder, man darf nicht von Äußerlichkeiten ausgehen.“, sage ich.

Er stimmt mir zu und bekräftigt dies durch ausladende Armgesten.

Ich erzähle ihm freudestrahlend von einer Truppe muskelbepackter Harley Dawidson Typen, die in Rumänien streunende Hunde rettet. Wahre Schränke von Männern, die total viel Mitleid mit den Hunden haben und so viel Mitgefühl, dass sie bei dem Anblick der armen Tiere weinen müssen und zu kleinen Kindern werden. Mein Gesprächspartner schüttelt langsam und bedächtig seinen Kopf. „Weißt du was John Lennon gesagt hat?“, fragt er mich.

„Nein, weiß ich nicht.“
„Oder war es George Harrison, der von den Beatles! Nein, Paul Mc Cartney war’s.“ Innerlich schmiss ich mich wieder weg, weil er so schnell von einem Beatle zum nächsten gesprungen ist. Beatles, wo es eben gerade noch um Insekten ging.

„Also Mc Cartney sagte: „Ich esse nichts, was ein Gesicht hat! Respect!“ Wir sollten alle Respekt vor dem Leben haben!“ Dem kann ich nur beipflichten. Dieser Mensch begeisterte mich voll und ganz. Ich wartete gespannt darauf, was er als nächstes sagen würde.

„Auch Pflanzen, auch sie leben und haben Gefühle, auch sie hat er nicht abschneiden wollen. Auch die Pflanzen haben eine Seele. Alles hat eine Seele, jede Pflanze, jedes Tier!“

„Das stimmt, Pflanzen spüren Schmerzen.“, ich war absolut begeistert.
„Wir verstehen uns!“, sagte ich lachend.

Wer war dieser Typ, mit dem ich mich hier unterhielt? Ich hatte schon lange nicht so ein gutes Gespräch geführt. Hinter dieser Fassade verbarg sich so viel Wissen, so ein Verständnis von der Welt, welches nur wenige besaßen und dann vermochte er diese Wahrheiten in so einfache Worte zu kleiden und dennoch so treffend zu formulieren. Ich war echt geflasht und es wurde noch besser. Wir kamen auf das Thema der Wiedergeburt zu sprechen.

„Das ist doch da mit dem Buddhismus.“, er macht eine nickende Bewegung in Richtung des Buches. Hinduismus, dachte ich, aber ich korrigierte ihn nicht. Ist war nicht wichtig. Ich nickte stattdessen zustimmend.

„Da geht es doch darum, dass man Stufe um Stufe weiter kommt, sich weiter entwickelt. Mit jedem Leben macht man einen Schritt nach vorne.“
„Oder auch zurück.“, warf ich lachend ein. „Je nachdem.“
„Oder auch zurück. Aber im Grunde ist es das, nicht?“
„Ja genau. Am Anfang ist es so, dass man vielleicht Mist baut, Fehler macht, andere Menschen verletzt. In späteren Leben muss man dies wieder ausgleichen durch gute Taten.“ Er wird kurz nachdenklich und mustert mich schweigend.
„Du warst früher mal ein Mann!“, warf er ein.
„Ja war ich, und du eine Frau! Die Seele kennt kein Geschlecht.“
„Ja, war ich auch. Deswegen kann ich auch Frauen verstehen.“

Ich war baff. Neben mir saß ein weiser Yogi aus dem Himalaya in der Gestalt eines einfachen Mannes, anders konnte ich mir dieses Gespräch nicht erklären.

„Das stimmt. Erst durch diese Erfahrungen, die die Seele macht, ist sie in der Lage, andere zu verstehen, weil sie das selbst durchgemacht hat, sonst wäre ihr das nicht möglich.“

Er schaute mich mit Begeisterung an. Scheinbar hatte ich alles gesagt, was er dachte.

„Das Leben hier, das ist nicht alles. Es ist nicht vorbei. Da gibt es noch mehr.“, sagt er.
„Ja, zum Glück!“, wir schauten uns in wortloser Übereinstimmung an. Oh, Stephansplatz ist die nächste Haltestelle, ich musste aussteigen. „Jungfernstieg?“, fragte er. Da muss er nämlich raus.
„Nein, Stephansplatz.“, entgegne ich. Ich merke, dass er sich gerne länger mit mir unterhalten hätte.

Er ergriff meine Hand und drückte sie ganz herzlich. Er freute sich sehr über unsere Bekanntschaft. Ich mich auch. Er sah sehr glücklich aus und seine Augen strahlten. Wir müssten uns kennen. Aus irgendeinem Leben kannten wir uns. Kurzzeitig hatte ich das Gefühl, dass er mich zum Abschied umarmen wollte, aber er tat es nicht. Ich hätte ihn gerne am Arm getätschelt, aber ich tat es ebenfalls nicht. Das Ego sorgte mal wieder für Distanz. Ich stand auf und ging in Richtung der Tür.

„So macht man das doch, oder?“. Ich drehte mich um. Er faltete die Hände vor der Brust und verneigte sich zum Abschied. Ja, wie unhöflich von mir. Ich verbeugte mich ebenfalls.
„Du hast es geschafft!“, sagte er fröhlich. Ich lachte herzlich.
„Nein, sonst wäre ich nicht mehr hier.“, entgegne ich.
„Die nächste Stufe!“, er macht eine aufsteigende Bewegung mit der Hand.
„Ja.“

Vielleicht hatte ich irgendeine weitere Stufe des Bewusstseins erreicht. Wer konnte das schon sagen? Das leben ist Entwicklung, Entfaltung, ohne Stillstand. Ich war fasziniert, baff und voller Freude in mir. Wie konnte jemand, der mich nicht kannte, so viel über mich wissen, fragte ich mich während ich zu meinem Termin ging. Ich freute mich total. Das war ein sehr schönes Gespräch. Das war so überwältigend. Da war ein Fremder, der mich besser verstand als meine Freunde und mehr über mich wusste als diese, auf Anhieb so viel in mir gesehen hatte.

Weit entwickelte Seelen entscheiden sich oft für ein einfaches Leben, um auf weltlichen Komfort zu verzichten und sich in Demut zu üben. Oft sind es die Ausgestoßenen der Gesellschaft, die wir mitleidig betrachten oder gar auf sie herabschauen, die wahre Schätze an Wissen und tiefe Weisheit in sich tragen und welche ausgezeichnete Lehrer sind. Ja, ich bin mir ganz sicher, ich bin hier einem Himalaya Yogi einer längst vergangenen Zeit begegnet, vielleicht sogar einem, der Meister Yoganandaji kannte. Möglicher Weise einer seiner Schüler, stellte ich mir jedenfalls so vor. Warum sonst, ist er sofort Feuer und Flamme für das Buch gewesen, obwohl das Cover nicht leicht zu erkennen war? Es war ihm sofort aufgefallen. Das Buch war ein Zeichen, durch welches es bei seiner Seele Klick machte und er sich sofort zurück erinnerte. Die Heiligen befinden sich nicht nur scharenweise in Indien. Sie sind überall unter uns. In Indien schenkt man ihnen deutlich mehr Beachtung, das ist der Unterschied. Schenken wir ihnen doch auch hier mehr Beachtung. Schauen wir einmal genauer hin, nicht an ihnen vorbei, sondern ihnen in die Augen. Hören wir genauer hin, hören wir was sie zu sagen haben und wir werden die Weisen und Heiligen auch hier erkennen und nicht nur das, wir werden vom Podest unserer modernen Klassengesellschaft hinabsteigen und genau das in ihnen erkennen, was sie sind, unsere Brüder, unsere Schwestern.

Das war meine persönliche Geschichte zum Buch. Ich hoffe, die Geschichte hat Dir beim Lesen Freude bereitet. Wenn Du mehr Informationen zu Kriya Yoga haben möchtest, findest Du alles Wissenswerte unter https://www.kriya.org. Ich wünsche Dir einen gesegneten Tag heute!

Namaste.

Deine Maja

Loading

Pin It on Pinterest

Teile diesen Beitrag!

Hat dir der Beitrag gefallen? Dann teile ihn doch mit deinen Freunden.