13. Jan 2022 | Persönliches

Antriebslos? Bocklos? Demotiviert?

Heute schreibe ich in eigener Sache, denn heute lasse ich das letzte halbe Jahr Revue passieren. Ich schreibe darüber wie es ist mit diversen Anforderungen umzugehen. Druck, Erwartungshaltungen, Ängsten, Unsicherheiten, Blockaden. Das sind alles Anteile in mir, welche ich selbst ins Leben gerufen habe. Niemand anderes als ich erzeugt diese Empfindungen. Und warum? Ganz einfach, aus der Angst heraus, ich selbst zu sein, mich zu zeigen. Vielleicht findest Du Dich in diesem Beitrag auch ein Stück weit wieder? Ich freue mich, wenn Du mir, und dadurch der Community einen Kommentar da lässt, wie Du mit Deinen Ängsten umgehst und was Du aus diesem Beitrag für Dich mitnimmst.

Und los geht’s!
Es ist Juli 2020. Mir geht es super. Ich fühle mich verbunden, mit mir, mit meinen Mitmenschen, mit allem was existiert. Ich bin in der Liebe, der Akzeptanz. Ich habe keine Bedürfnisse. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich reines Bewusstsein bin, mir mangelt es an nichts, alles ist da. Ich kann alles sein, was ich sein möchte. Ich kann aus dem unerschöpflichen Meer der Möglichkeiten, der Erfahrungen, eine wählen die ich erfahren möchte. Das ist großartig. Etwas besseres und genialeres kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Dieses Konzept ist großartig ebenso wie meine Freude darüber. Es ist eine innere Freude, die mich ausfüllt, ein Zustand des Seins, der überall vorhanden ist, nicht nur in mir. Dessen bin ich mir ebenfalls voll und ganz bewusst.

Richtig oder falsch?

Aus der Freude über mein Sein heraus, suchte ich nach einer Möglichkeit, mich selbst zu erfahren. Schließlich war das Leben dazu da. Einzig und allein dafür gemacht. Ich machte mein Leben. Ich gestaltete es. Was passte am besten zu mir? Wer war ich? Wie konnte ich mich im Leben am besten verwirklichen? „Ich möchte den Menschen in diesem Leben Heilung bringen.“, antwortete mein Gefühl. Ich hatte in dieser Zeit eine sehr gute Verbindung zu meinem Gefühl, dem Gefühl, was mich glücklich macht. Ich vertraute meinem Gefühl voll und ganz. Es fühlte sich richtig an. Wenn sich etwas für mich nicht richtig anfühle, machte ich es nicht, so einfach war das für mich.

Die Idee der Heilung war ein sehr schönes Thema, welches wunderbar zu mir passte und mich inspirierte. Mit Energien zu arbeiten übte seit meiner Reiki Einweihung im März 2013 eine Faszination auf mich aus und löste eine innere Begeisterung in mir aus, die ich vorher so noch nicht gespürt hatte. Es passte einfach. Warum sollte ich nicht groß denken? Warum sollte ich mir Grenzen setzen? Das kam mir einfach nicht in den Sinn. Schließlich war ich hier um Erfahrungen zu machen auf die ich Lust hatte. Warum also Grenzen? Was hatte ich schon zu verlieren? So war meine Denkweise zu der Zeit.

Im Arbeitseifer

Ich begann mit der Arbeit. Morgens, mittags, abends, nachts tüftelte ich an der neuen Usuireiki-Hamburg Website. Eine Desktop Version und eine mobile Version entstanden. Ich schrieb selbst die Texte, erstellte die benötigten Grafiken, erarbeitete weitere Materialien für den Downloadbereich, bekam Hilfe und Equipment von meinem Freund. Wir machten Fotos und weitere Freunde unterstützten mich mit Rat und Tat. Ich war voller Tatendrang, voller Ideen und absolut inspiriert. Es machte mir nichts aus so lange zu arbeiten. Es machte mir sehr viel Spaß. Ich hätte nur noch arbeiten können. Die Website wurde nach etwa zwei Monaten fertig. Es gab zudem eine Facebook Gruppe und eine Facebook Seite für Usuireiki-Hamburg. Ich stellte meine Reiki Angebote und Aktionen bei Facebook rein. Es würde Samstags immer gemeinsames Fernreiki für die Erde geben, ich wollte der Erde gerne mit Energie behilflich sein, und es würde Sonntags Fernreiki für alle Gruppenmitglieder von Usuireiki-Hamburg geben. Beides um 10:00 Uhr. Da freute ich mich aber! Das würde ganz toll werden, das wird den Menschen helfen, sagte ich mir. Zudem rief ich den Mudra-Mittwoch ins Leben. Immer Mittwochs sollte es eine kostenlose Gruppenmeditation geben, die ich selbst anleiten würde. Mir reichten 5-6 Stunden Schlaf. Um 4:30 Uhr morgens stand ich auf und startete mit Vorfreude in den neuen Tag. Ich gewöhnte mir eine Dankbarkeitsroutine an. Dies sorgte für noch mehr positive Energie und Power. Auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzend mit chilliger Hintergrundmusik und dem Laptop auf meinem Schoß schrieb ich die ersten Blogbeiträge und war sehr glücklich. Ich stellte mir vor, wie Menschen, die sich für Heilung und Spiritualität interessierten, Antworten dadurch bekamen. Es würden ihnen helfen und das freute mich schon im Voraus. Ich nahm Meditationen auf, die ich teilweise auch selbst entwickelt hatte, vertonte Erklärvideos nach und merkte langsam aber sicher, wie ich mit meinen Ängsten konfrontiert wurde.

Wer bin ich denn schon?

Durch meine Erziehung war ich so geprägt, dass ich oft dachte: „Ich habe nichts zu melden. Wenn ich etwas will, muss ich dafür kämpfen. Was ich zu sagen habe, ist eh egal. Mir hört doch eh keiner zu.“ Zudem kam, dass ich meine eigene Stimme nicht mochte und allein deswegen schon verunsichert war. Parallel zu meinen Ängsten las ich ein dickes Buch übers Podcasting, denn ich hatte vor, auch diesen Kanal zu nutzen, um Menschen zu erreichen und ihnen Heilung und Spiritualität näher zu bringen. Da bekam ich es dann richtig mit der Angst zu tun. „Ach, du Scheiße, was machst Du da? Da gibt es so viele, die viel besser sind als du. Du kannst ihnen eh nichts neues mehr erzählen.“ Prompt war ich blockiert. Plötzlich war ich ganz klein und mein ganzes Energiesystem reagierte darauf. Es zog sich zurück. Ich hatte mir für den Podcast vor einiger Zeit Themen für ein ganzes Jahr überlegt. Ich schaute auf die Notizen vor meiner Nase. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich zu diesen Themen erzählen sollte und dann am besten ne halbe Stunde oder länger.

Wie wir uns selbst klein machen

Die anfängliche Freude zog sich langsam zurück. Hinzu kam, dass ich weiterhin als Illustratorin, Grafikerin und Webdesignerin tätig sein wollte. Ich bewarb mich seit eineinhalb Jahren um eine Teilzeitstelle bislang ohne Erfolg. Anfang November 2021 fing ich eine Webdesignfortbildung an. Sie machte mir auch Spaß. Die Verwirrung war perfekt. Was wollte ich wirklich? Ich hatte nicht mehr so einen guten Zugang zu meinen Gefühlen wie im Sommer. Ich hatte es geschafft, mich von ihnen zu entfernen. „Ich weiß es nicht.“, antwortete ich und mein Ego war zufrieden. Es hat für Trennung gesorgt. Ich hatte meinen Zweifeln und Ängsten nachgegeben und mich dadurch von meinem ursprünglichen Gefühl getrennt. Ich hatte nicht mehr so viel Energie zur Verfügung, weil ich mich selbst von ihr abschnitt. Ich sollte mich mal entscheiden, ging es mir immer wieder durch den Kopf. Willst du jetzt nun im kreativen Bereich tätig sein, ein festes Einkommen haben und deine Sicherheit oder willst du dich in etwas begeben, was du nicht einschätzen kannst, wo du keine Ahnung hast wie es weiter gehen wird. Meine Angst vor etwas Neuem kam durch.

„Ich weiß es nicht.“, war wieder meine Antwort. „Ich weiß nicht, was ich machen soll!“

Wie wäre es mit einem UND statt einem ODER? Wie wäre es, wenn ich meine weltliche Arbeit mit der spirituellen verbinden könnte. Ja, beides macht mir Spaß. Warum sollte ich dann nicht beides machen? Ich liebe das Kreative, Schöpferische UND ich liebe es, mit Energien zu arbeiten, Menschen zu helfen. Ich liebe die spirituelle Seite des Seins. Wie wäre es, wenn wir unserem Leben ein UND vorsetzen und ein ODER einfach nicht akzeptieren? Das würde schon mal einiges erleichtern. Ich entschied mich weiter zu gehen. Ich werde weiter gehen, auch wenn manchmal meine innere Balance wackelt. Ich entschied mich dafür, dem Leben und dem Universum zu vertrauen und weiter zu machen, an meiner Idee und Vision fest zuhalten.

Nutze das, was Dich aus der Balance bringen will

Immer wieder werde ich mit meiner Ungeduld und meinen Erwartungen konfrontiert: „Es ist zu wenig los in der Facebook Gruppe. Ich habe nicht die Zeit, schönen Content für die Gruppe zu machen, da ich die Fortbildung habe. Frust kommt auf. Ich bin bei Google mit meiner Seite nahezu nicht auffindbar. Ich sollte Werbung machen. Ich habe kein Geld für Werbung. Ich sitze stundenlang an den Blog Beiträgen. Es lesen wenig Menschen die Beiträge. Neue Situationen machen mir Angst. Ich bin frustriert, demotiviert, bocklos. Ich sollte mit dem Podcast starten. Wieder das leidige Geldthema, weil mir das nötige Equipment fehlt. Ich sollte es lassen. Wofür mache ich das Ganze? Ich sollte Videos drehen. Alle drehen Videos. Ich traue mich nicht, mich zu zeigen. Was soll ich denen erzählen? Ich weiß es nicht. Und was, wenn es niemand sehen will? YouTube wartet auf mich, Facebook, Instagram. Wie soll ich das alles schaffen? Ich fühle mich überfordert. Das wird doch alles nichts. Du standest doch schon mal da an dieser Stelle und es wurde nichts. Im Gegenteil.“ Ich bin die Unsicherheit in Person. Das ist die Geschichte der Trennung, die mir mein Ego erzählt, welches Angst erschafft auf der Grundlage von Interpretationen, Verletzungen und Erfahrungen aus der Vergangenheit. Das Ego ist nicht objektiv, da es mit dem Verstand zusammenarbeitet. Es will beschützen auf seine eigene Weise. Es ist nicht im Hier und Jetzt. Es kramt IMMER in der Vergangenheit herum und holt olle Kamellen hervor.

Und dann erzähle ich mir eine andere Geschichte. Die Geschichte handelt von meinem Höheren Selbst, meinem höchsten Bewusstsein. Ich verbinde mich abends vor dem Einschlafen mit meinem Höheren Selbst und stärke die energetische Verbindung zu ihm über mein Herzzentrum. Mein Höheres Selbst weiß, dass alles gut werden wird, dass alle Erfahrungen, die ich mache, und damit sind ausnahmslos ALLE gemeint, wichtig für meine Seele sind, dass ich jede einzelne von ihnen brauche. Statt der Ego-Angst-Stories sage ich mir also:

„Ich bin verbunden. Ich bin in der Liebe. Ich bin in der Einheit. Mein Herzchakra ist weit geöffnet.“

Es wird nicht klappen über die Bestätigung im Außen. Es bedarf einer inneren Zustimmung, eines inneren Gos, um sich von allen alten Vorstellungen und Mustern zu lösen. Ja, es gibt ein Muster, auch bei mir. Es gibt einen Zyklus. Nicht nur einmal stand ich davor. Mit Anfang 20 sah ich mich mit heftigen Versagensängsten und Unsicherheiten konfrontiert. Es waren scheinbar nicht enden wollende negative Glaubenssätze die mir einer nach dem anderen bewusst wurden und meine Lebensfreude trübten, mich krank machten, mich blockierten und handlungsunfähig machten. 2006, 2013, 2020. Ein 7-jähriger Zyklus der Begeisterung, der Euphorie, der nach einiger Zeit durch Blockaden, Rückzug und Stillstand gebremst wurde. Ich, immer wieder völlig ausgeknockt durch den Gegenpol der Liebe, die Angst, der ich viel Raum in meinem Leben gab. Immer und immer wieder.

Nein. Einfach nur ein Nein zur Angst. Nein zur Selbstverleugnung. Ich entscheide mich für Freiheit, für Liebe, für Inspiration. Ich habe Berge versetzt, nicht versetzt, sondern durch viel Arbeit an mir selbst, bergeweise Belastungen abgetragen. Ich stand 2006 davor und fühlte mich regelrecht erschlagen. Ich wusste, so konnte es nicht weiter gehen. Ich war tief in den Dramen und Krisen meines Lebens gefangen. Ich hatte viel Negativität aus meiner Familie aufgenommen, die ich mit mir herum schleppte. Ich wollte die Probleme anderer lösen und merkte nicht wie sehr ich mich verausgabte. Ich opferte mich auf für andere, damit ich gut dastand und den mir auferlegten Erwartungen und meinem eigenen Perfektionismus entsprach. Ich lief vor mir selbst weg, wollte jemand anderes sein, weil ich es kaum ertragen konnte, ich selbst zu sein. Ich hasste mein Aussehen, meinen Körper, einfach mich selbst. Ich war wütend. Ich ging über meine Grenzen, weil andere es bei mir auch taten. All dies lernte ich kennen, hatte ich gewählt kennen zulernen, damit ich mich wieder zu mir selbst entwickeln konnte, einsehen konnte, wie wichtig es ist sich selbst zu lieben, sich selbst wertzuschätzen, zu sich selbst zu stehen und sich mit Respekt und Liebe zu begegnen.

Ich fühlte mich oft abgelehnt, nicht gesehen, nicht dazugehörig. Ein nichts und niemand. Wertlos. Es war kein Wunder, dass mich die Menschen, die mir am nächsten standen, auch so behandelten. Ich ließ es zu. Mein Selbstwertgefühl existierte kaum noch. Ich sehnte mich nach Verständnis, Akzeptanz, danach gesehen zu werden. Jahrelang forderte ich es in meiner Beziehung und meinen Freundschaften regelrecht ein und ich war traurig, verletzt und frustriert wenn ich es nicht bekam. Mein Mitteilungsbedürfnis wuchs und ich wusste nicht wohin damit. Ich textete alle mit meinen Problemen voll, lästerte über Eltern und Bruder ab, zog das Leben anderer in den Dreck, weil es nicht meinen Vorstellungen entsprach. Es gab nur noch Gejammer und Leid und wie schlecht das Leben doch sei, oh was bin ich arm dran. Ich war bereit für einen Wandel. Und das Universum antwortete.

Ich fand das, wonach ich lange suchte. Ich suchte nach Antworten, warum ich es so schwer im Leben hatte, warum ich leiden musste. Innerlich war ich einsam, auch wenn ich äußerlich vieles hatte, eine schöne Beziehung, eine gemeinsame Wohnung, gute Freunde, jobmäßig ging es mir besser. Das alles brachte nichts. Ich sah nur den Mangel und Unzufriedenheit. Ich war bedürftig. Da klaffte eine innere Leere in mir. Andere sollten die gefälligst füllen. Ich war mir damals dessen nicht bewusst, doch handelte ich so. Ich erwartete viel, es war immer zu wenig. Das innere Kind schrie nach mehr Liebe, mehr Aufmerksamkeit, mehr Gesehenwerden und überhaupt. Mehr, mehr, mehr!

Ich fand zur Spiritualität. Sie gab mir Antworten. Ich fing an, an meinen Glaubenssätzen zu arbeiten. Durch Meditationen fand ich Entspannung. Ich glaubte immer, ich wüsste bescheid, hätte es kapiert, ich wüsste wie das Leben läuft. Ich müsste nur XYZ machen und dann würden sich meine Probleme in Luft auflösen. Dann war ich fertig und konnte mein Leben genießen. Ich merkte, das war ein Trugschluss, ich wurde nicht fertig. Und wenn ich dies und das und jenes befolge, dann bin ich fertig und erlöst. NEIN. Es war eine kindliche Vorstellung und eine perfektionistische noch dazu. Jetzt geht es mir gut, jetzt habe ich alles bereinigt, jetzt bin ich durch, jetzt bin ich perfekt. Nope. Gibt es nicht. Das Leben lehrte mich, es als einen Prozess der Entfaltung zu betrachten. Ich war wütend, ich war sauer. Ich verdammte mein Karma und fühlte mich als Gefangene meines Lebens. Die Entdeckung der spirituellen Seite des Lebens vermochte nicht das emotionale Loch in mir zu schließen, auch nicht meine Schuldzuweisungen und mein Opferbewusstsein.

Ich war der Meinung, dass mich andere nicht verstanden, nicht wussten, wie ich mich fühlte und sehnte mich umso mehr nach Verständnis. Ich war müde und erschöpft. Ich fand zu Reiki. Ich war geflashed. Meine Vorstellung von mir selbst veränderte sich. Ich wurde noch mitteilungsbedürftiger. Jetzt wollte ich über meine spirituellen Erfahrungen sprechen, mit meiner Reiki Lehrerin, mit anderen Reikianern, mit meinem Freund, mit meinen Freunden. Ich wollte am liebsten alles in die Welt hinaus posaunen, so toll fand ich das Ganze und war absolut fasziniert davon, dass ich mit mal Energien wahrnehmen konnte. Ich stieß auf Rückweisung, Unverständnis, Granit. Ich sehnte mich nach einer spirituell gesinnten Gemeinschaft und buhlte bei den Reiki Treffen um Aufmerksamkeit. Auch da wollte ich gesehen und gehört werden. Immer wieder wollte ich mich und meine Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen. Alles sollte sich um mich drehen. Ich wurde in die Schranken gewiesen. Die anderen sollten auch zu Wort kommen und das war richtig so.

Meine Freunde konnten damit nicht viel anfangen und mein damaliger Freund hielt es für Humbug. Die Diskussionen mit ihm zerrten an meinen Nerven und waren zermürbend. Er glaubte mir nicht, dass ich Energien wahrnehmen konnte, auch wenn er sich von mir behandeln ließ und ihm die Behandlungen gut taten. Er hatte immer seine eigenen Erklärungen dafür. Ich war verletzt, ziemlich frustriert, fühlte mich als Lügnerin, weil er mir nicht glaubte und zog mich zurück, baute mir meine innere Welt stattdessen weiter aus. Ich sehnte mich nach meinem Geistführer. Ich sehnte mich nach jemanden, der mich bedingungslos verstand, für den ich mich nicht zu verbiegen brauchte, bei dem ich voll und ganz so sein konnte wie ich war. Mit so jemanden wollte ich zusammen sein. Ich erschuf aus meinen Wünschen ein Traumbild, welches für mich immer realer wurde. Ich merkte es nicht. Ich merkte nicht, wie ich abdriftete.

Ich fing an, mich mit Indien und Mantren zu beschäftigen. Alleine, ohne Lehrer. Ich machte den 5-Elemente-Prozess nach Sri Kaleshwar. Ich übte die Aussprache, lernte sie auswendig, und chantete Mantren. Ein Jahr lang praktizierte ich täglich Reiki und sang Mantren. Es tauchten bei Meditationen innere Bilder der indischen Götter auf. Ich hielt sie für real. Ich hörte sie zu mir sprechen. Auch das hielt ich für real. Ich machte danach weiter mit anderen Prozessen. Ich war Feuer und Flamme für Shakti, die weibliche Kraft, die hinduistische Göttin, die Mutter allen Lebens. Sie wurde zum Ersatz für meine eigene Mutter und ich gab mich ihr hin, ihr Wille sollte mein Wille sein. Ich machte einen weiteren Prozess durch, das Sri Vidya Tantra mit den Göttinnen, auch Dasa Mahavidya genannt. Ich wollte die Energien der göttlichen Mutter kennenlernen. In den Meditation tauchte vor meinem geistigen Auge immer öfter die Göttin in ihren zahlreichen Formen auf. Es gab so viele Aspekte von Shakti und ich fand alle toll, auch die furchteinflößenden. Ich hatte keine Angst vor den göttlichen Energien. Ich wollte alle spüren, alle erleben. Die Visionen häuften sich. Nicht nur die inneren Bilder wurden mehr, auch die inneren Dialoge mit der Göttin. Über die Jahre kamen immer mehr Meditationen und spirituelle Praktiken hinzu. Ich war erschöpft, müde und isoliert. Ich hatte meine Beziehung beendet, war umgezogen und lebte vor mich hin zusammen mit den indischen Göttern, meinem Geistführer und meinen aufgestiegenen Meistern. In meiner Welt war der Kontakt zu meinem Geistführer da. Auch ihn konnte ich vor meinem inneren Auge sehen und mich mit ihm unterhalten. Es war für mich eine sehr intensive Erfahrung und die größte Liebesgeschichte, die ich mir ausgedacht hatte. Ich hielt sie für real, diese Geschichte, und ging in Sehnsucht und Liebe auf. Ich erschuf mir eine spektakuläre Welt voller Illusionen: Ich war mit meinem Geistführer, der mich abgöttisch liebte zusammen. Ich machte eine Ausbildung zum Avatar und sollte noch ein Buch schreiben. Ich sollte das Tantra unterrichten und noch vieles mehr! Als Avatar wird ein Stellvertreter Gottes auf Erden genannt. Er ist frei von Karma und auf der Welt, um voll und ganz den Menschen mit seiner bedingungslosen Liebe und den göttlichen Energien zu dienen. Reiki und meine spirituellen Prozesse sollten mich auf diese Zeit vorbereiten. Ich wurde durch meine spirituelle Praxis vorbereitet. Ich sollte die Verkörperung der Mutter Göttin auf Erden sein. Jedenfalls war ich davon überzeugt und die Gespräche mit meinen Meistern und meinem Geistführer, die nur in meinem Kopf stattfanden, bestätigten dies.

Ich ging in meinem spirituellen Ego auf. Ich merkte es nicht. Ich war größenwahnsinnig und sehr einsam.

Hin zur Überforderung

Es ging immer bunter und wilder zu in meinem Kopf. Mein Tagesablauf sah 2017 wie folgt aus: Aufwachen, 3 Stunden Reiki, weil ich so energiebedürftig war und mein Kopf dröhnte. Aufstehen. 1 Std Kriya Yoga üben und mich währenddessen mit Göttern/ Meistern unterhalten. Buch darüber führen. Meditation mit Mantren, 1-2 Stunden. Manchmal stundenlang über meine Erlebnisse schreiben. Ich vergaß zu essen. Ich vergaß zu trinken. Mein Körper stand hinten an. Dann hantierte ich mit Energien rum und dokterte munter an meinen Chakren und Auraschichten herum. Besonders das Kronenchakra nahm ich mir vor. Ich wollte Heilung und zwar schnell. Ich wollte spirituelle Entwicklung und zwar schnell. Ich war mein eigenes Versuchskaninchen, nichts war mir heilig. Ich hörte nicht auf die Warnungen meiner Lehrer, ich nahm sie nicht ernst, ich wollte meine eignen Erfahrungen machen. Wenn ich arbeitete, hörte ich neben her indische Mantren oder Bollywood Songs. Ich schaute Bollywood Filme, las die Bhagavadgita und das Ramayana und fühlte mich in Indien zu Hause. Ich war glücklich und zufrieden in meiner inneren Welt, die immer lebhafter wurde, doch ich verstand nicht, warum ich mich so ausgelaugt fühlte. Ich war immer nur am Machen und Tun. Ich gönnte mir kaum eine Pause. Mein Kopf arbeitete permanent. Ich war im Ungleichgewicht. Ich glaubte, ich hätte meine spirituellen Fähigkeiten durch Meditationen weiter entwickelt als ich eines Tages Bäume sprechen hörte. Ich unterhielt mich mit ihnen, ebenso wie mit den Heilsteinen. Es ergaben sich so viele schöne und lustige Geschichten. Ich schrieb alles auf. Ich war mir sicher, eines Tages würde ich ein Buch daraus machen.

Gut gegen Böse

Nicht nur die Götter traten in mein Leben, auch die Dämonen zeigten sich. Auch diese sah ich. Es war beängstigend, doch ich vertraute darauf, dass die Göttin bei mir war, dass ich beschützt wurde. Warum ich dies alles sah? Ich selber habe mittlerweile die Erklärung für mich gefunden. Mein Unterbewusstsein hat meine Ängste in innere Bilder übersetzt. Durch die Meditationen und die entsprechenden Mantren sorgte die freigesetzte Energie dafür, dass dies alles hoch kam. Durch Energiearbeit kann Verborgenes ans Tageslicht kommen und ich hatte es über mehrere Jahre täglicher stundenlanger Praxis gefördert. Ich kämpfte dagegen an. Ich wollte es ausmerzen, hielt mich für schlecht und sah in mir kein kraftvolles und lichtvolles Wesen, sondern nur Dunkelheit, die weg sollte. Ich denke, es waren Anteile in mir, die gesehen und akzeptiert werden wollten. Ich verdrängte aber stattdessen. Ich war permanent am Verdrängen, Wegschieben und es kam alles wieder hoch mit einer gewaltigen Wucht. Das wusste ich damals nicht. Ich tat was ich tat.

Kontrollverlust und Zusammenbruch

Eines Tages, Ende Oktober 2017 geschah es, dass ich die Kontrolle über mein Leben verlor. Ich verlor den Bezug zur Wirklichkeit. Es wurde wirr in meinem Kopf. Es war sehr beängstigend. Ich war orientierungslos. Die Bilder und die Stimmen verselbständigten sich. Es geschah das, wovor ich mich fürchtete. Ich verlor die Kontrolle. Ich verlor die Kontrolle über meine Gedanken. Ich verlor die Kontrolle über meine Gefühle. Ich verlor die Kontrolle über meinen Körper. Ich konnte eine Woche lang nicht schlafen, weil ich nur noch Beängstigendes sah und hatte Angst zu sterben. Ich fühlte mich verfolgt vom Tod höchstpersönlich. Ich war abgemagert, ein Schatten meiner selbst und brauchte dringend Hilfe.

Ich kam in die Klinik, bekam Medikamente. Nicht alle vertrug ich gut. Es war schlimm teilweise. Ich zitterte am ganzen Körper. Und dann das Ausschleichen eines anderen Medikamentes. Ich fror, zitterte, war unruhig, konnte nicht schlafen. Der Entzug. Die Diagnose Psychose war für mich ein Schlag ins Gesicht. Mir war diese Krankheit durch Filme oder vom Hörensagen nur wage bekannt. Weit weg. Jetzt war ich betroffen. Und noch schlimmer. Ich sah ein, dass ich mir das selbst eingebrockt hatte. Ich hatte mich selbst in die Überforderung, in den psychischen Kollaps geführt. Es folgte eine Zeit voller Selbstvorwürfe und Reue. Hätte ich doch… und so weiter. Es änderte nichts daran. Ich hatte meine Beziehung in die Tonne getreten, weil ich der Meinung war, mein inkarnierter Geistführer würde auf mich warten. Oh, Mann. Ich fasste mir an den Kopf, versuchte meine Ex-Beziehung zu retten, was natürlich nicht mehr ging. Sie hatte sich stattdessen zur Freundschaft entwickelt. Ich war sehr einsam, kam nicht mehr klar, weil ich keinen gewohnten Tagesablauf mehr hatte. 10 – 12 Stunden gefüllt mit spiritueller Praxis, dem Aufschreiben meiner Erfahrungen, Dialoge im Kopf, und anderes fielen mit mal weg. Was sollte ich jetzt stattdessen tun, womit mein Leben füllen?! Ich hatte meine Freundschaften vernachlässigt. Einige hatten sich sogar abgewandt. Ich kehrte der Spiritualität den Rücken zu. Die Spiritualität war in meinen Augen schuld. Ich brauchte Zeit für mich. Ich war ganz hart auf den Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Ich ließ alles an Spiritualität sein. Mit mal war Reiki etwas Böses und Furchteinflößendes. Mantren waren böse. Die Göttin war böse. Ich hatte ihr vertraut und sie hat mich enttäuscht, genauso wie meine eigene Mutt- Moment mal!

Die Krankheit brachte mir viele Einsichten. Ich nutzte sie, um mich und mein Verhalten besser zu verstehen. Mir wurde klar wie ich mit mir umgegangen bin und ich baute ein sehr viel besseres Verhältnis zu mir selbst und meinen Mitmenschen auf. Durch die Klinik war ich wie ausgetauscht. Ich war viel mitfühlender, akzeptierender und gab meinen Freunden den nötigen Raum. Ich hörte ihnen zu. Sie hörten mir zu. Die Welt drehte sich nicht mehr nur um mich und um meine Erfahrungen. Ich kümmerte mich verstärkt um meine Beziehungen zu Freunden. Psychotherapie nach der Klinik, den Alltag strukturiert bekommen, wieder arbeiten können, und vor allem wieder anfangen zu leben, gesundheitlich stabil werden. Das waren für mich die größten Herausforderungen. Mein Kartenhaus war zusammengekracht und ich baute es nun Stück für Stück wieder auf. Ich hatte kein Weltbild mehr. Ich glaubte nicht mehr an Gott, geschweige denn, dass mein Sein irgendetwas mit ihm zu tun gehabt hätte. Ich wollte alles ausradieren und ich resetete mein Leben. Ich war am Nullpunkt angekommen.

Sooo, und nun bin ich froh, dass ich einen Neuanfang bekommen habe, dass ich meinen Weg mit Reiki nach einer Zeit der Ruhe und Besinnung weiter gehen darf, dass ich meine Vision, den Menschen Heilung näher zu bringen auf eine gesunde Weise leben darf und weiterverfolgen darf, in meinem Tempo, so wie es für mich richtig ist. Manchmal kommen solche Gedanken, manchmal kommen Zweifel. Schaffe ich das? Ist es das Richtige? Wenn ich es nicht probiere, werde ich es nicht erfahren. Die Krankheit hat mich gelehrt, wie wichtig Gesundheit ist und ich achte seitdem gut auf mich. Ich achte immer mehr meine Grenzen, meine Bedürfnisse. Ich lerne jeden Tag dazu und darf mich (weiter) entwickeln. Dieser Beitrag ist sehr ausführlich und persönlich geworden. Das hat sich so beim Schreiben ergeben, ohne dass ich es vorher geplant habe. Ich habe Dir einen Einblick gewährt in meinen Werdegang, in meine Erfahrungen. Alle Erfahrungen sind wichtig. Auch das Straucheln und Stolpern und Hinfallen ist wichtig. Rückblickend können wir daraus lernen und es nutzen für spätere Erfahrungen.

Wichtig ist zu wissen, woher unsere Ängste kommen, sie zu akzeptieren und weiter zu gehen. „Bin ich wieder größenwahnsinnig? Will ich wieder die ganze Welt retten? Verausgabe ich mich? drifte ich wieder ab?“, das sind meine Fragen, die manchmal hoch kommen und diese sind aufgrund meiner Vorgeschichte nicht ganz unwichtig. Auch sie sind wichtige Wegweiser, die ich zur Kenntnis nehme. Wichtig ist, auf dem Boden zu bleiben und nicht abzuheben, wie ich es einst tat. Damit ist niemanden gedient. Jeder Mensch hat seinen Weg. Jeder Weg ist anders, neu, spannend. Ich freue mich, diesen Weg mit allen Menschen, die mich begleiten möchten zu gehen, diese einzigartige Reise mit jedem, der dafür bereit ist zu teilen.

Ich danke Dir fürs Lesen und wünsche Dir einen wunderschönen Tag heute. Lass es Dir gut gehen und bis ganz bald!

Herzlichst, Deine Maja.

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